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Jedes Jahr im Sommer stellen sich viele Menschen überall im Land die gleiche Frage: Stehen Wespen unter Naturschutz? Denn die kleinen, schwarz-gelben Hautflügler besuchen mit Vorliebe unsere Marmeladenbrote, Obstkuchen oder Grillwürste. Die meisten Menschen würden sie am liebsten gleich ganz loswerden. Aber ist das sinnvoll?
Nur zwei Wespen-Arten neigen dazu, uns ins Gehege zu kommen, dabei gibt es Hunderte von Arten. Und alle sind äußerst nützlich!

Wespen sind hungrige Natürschützer
Sie bestäuben wie die meisten Insekten Blüten, aber sie sind darüber hinaus wahre Schädlingsbekämpfer. Denn sie benötigen für ihre Brut tierisches Eiweiß.
Bis zu 3000 Fliegen, Mücken, Blattläuse und allerlei weitere Schädlinge erjagt ein Wespenvolk pro Tag. In einer Saison macht das 7 bis 10 Kilogramm an Schädlingen – ein wahrer Segen für jedes Ökosystem.
Manche Arten sind sogar noch gefräßiger und vertilgen 2 Kilogramm Insekten pro Tag! Anstelle sie zu verteiben, kann es sich daher sogar lohnen, sie zu unterstützen. Das gilt besonders für solitär lebende Wespen, die keine Staaten bilden und sich um alles alleine kümmern müssen. Wie wäre es vielleicht mit einer Nisthilfe in Form eines Insektenhotels für sie?
Protein für die Larven
Die Unmengen an benötigtem Protein erklären übrigens sehr gut, warum unser Aufschnitt und unser Grillgut so beliebt bei manchen Wespen sind.
Aber auch unsere Marmeladenbrote sind nicht vor ihnen sicher. Denn anders als die Larven ernähren sich die erwachsenen Wespen von Nektar oder Kohlenhydraten, sprich Zucker. Nach der Lindenblüte – eine Hauptnahrungsquelle für Wespen – Ende Juli finden sie nicht mehr genug Nahrung. Genau jetzt aber haben die Völker ihre volle Größe erreicht. Also suchen sie nach Alternativen – und finden sie auch in unseren Torten, Eisbechern und süßen Getränken. Sie wollen uns also weder ärgern noch sind sind sie gierig. Sie wollen einfach nur überleben und ihre Brut ernähren.

Welche Wespenarten kommen uns zu nahe? Welche darf man töten?
Nicht alle Wespenarten vergreifen sich am menschlichen Buffet, sondern in erster Linie nur die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Sie gehören zu den Kurzkopfwespen, die normalerweise in dunklen Höhlen nisten. Dafür nutzen sie gerne Baumstämme oder Erdlöcher.
Geeignete Plätze finden sie aber immer seltener, weshalb sie auch hierbei nach Alternativen suchen müssen. Sie weichen auf Dachböden, Rollladenkästen oder Geräteschuppen aus.
Andere Wespen, wie die Langkopfwespen, bauen frei hängende Nester in Hecken oder Büsche. Diese werden viel leichter entdeckt und obwohl sie nicht aggressiv sind und uns weit weniger belästigen als die die gemeine und die deutsche Wespe, sind es gerade ihre Nester, die oftmals einfach entfernt werden. Das hat dazu geführt, dass 46 % der heimischen Arten auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen.

Darf man Wespen töten?
Grundsätzlich ist es verboten, Wespen zu töten, zu verletzen oder gefangen zu nehmen oder ihre Nester zu zerstören.
In § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes BNatSchG heißt es:
„Es ist verboten, wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten,“und „Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.“
Wespen zählen zu diesen wild lebenden Tieren.
Des Weiteren heißt es in § 1 Tierschutzgesetz:
„… Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“
Ein vernünftiger Grund im oben gemeinten Sinne bestünde dann, wenn durch die Wespen eine Gefahr für zum Beispiel Kinder oder Allergiker ausgehen würde. Aber auch dann darf man die Wespen nicht einfach töten oder mutwillig ihr Nest zerstören. Möglich wäre eine Umsiedlung des Nestes, die man allerdings nicht selbst durchführen darf. Es muss jemand beauftragt werden, der das Ganze fachmännisch und im Sinne von Sicherheit für Mensch und Tier durchführt. Das kann ein Imker sein oder ein Schädlingsbekämpfer, der zusätzlich solche Umsiedlungen anbietet.
Ja, Wespen sind eine geschützte Art.
Die Frage: „Stehen Wespen unter Naturschutz?“ kann man also eindeutig mit „Ja“ beantworten. Das Töten von Wespen ist definitiv nicht erlaubt. Eine Ausnahme besteht nur, wenn besondere Gründe vorliegen (wie eine akute und besondere Gefahrenlage) UND diese nicht durch vertretbare und zumutbare Maßnahmen beseitigt werden kann, also zum Beispiel durch eine Umsiedlung.
Manche Wespen stehen zusätzlich auf der Liste der geschützten Arten der Bundesartenschutzverordnung. Das gilt für Hummeln und Hornissen, aber auch für beispielsweise die Kreiselwespe und die Knopfhornwespe.
Bei Verstoß drohen hohe Strafen

Wann sind Wespen gefährlich?
Grundsätzlich sind Wespen nicht aggressiv gegen Menschen, auch wenn wir es manchmal so empfinden. Sie sind einfach nur auf Nahrungssuche für sich und ihre Nachkommen. Da sie kurzsichtig sind, müssen sie nah herankommen, um alles zu inspizieren.
Aggressiv werden Wespen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Nachvollziehbar, oder? Das ist der Fall, wenn wir nach ihnen schlagen, auf sie treten, sie sich in unserer Kleidung verirren oder aus Versehen in unserem Mund landen.
Von Haustieren können sie sich natürlich auch bedroht fühlen, etwa wenn der Hund nach ihnen schnappt oder die Katze versucht, sie mit den Pfoten zu fangen.
In allen anderen Fällen interessieren sie sich nicht für uns oder unsere Vierbeiner. Anders als Mücken, die hinter unserem Blut her sind, wollen Bienen, Hummeln und eben auch Wespen eigentlich ihre Ruhe vor uns haben.

Wespennest auf dem Grundstück – welche Möglichkeiten gibt es?
Es empfiehlt sich, einen Wespen- oder Insektenberater zu Rate zu ziehen. Er kann einschätzen, wie die Gesetze im Einzelfall greifen, ob tatsächlich – in Ausnahmefällen – eine Vernichtung angebracht ist oder ob eine Umsiedlung durchgeführt werden sollte. Es kann aber auch sein, dass man sich einfach mit den Tieren arrangieren muss. Mit den richtigen Vorkehrungen ist das gar nicht so schwer.
Mit den Wespen arrangieren
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- Die Wespen nicht ins Haus lassen. Dazu kann man Fliegengaze vor Fenster und Türen anbringen. Nachts sollte man bei geöffnetem Fenster kein Licht anmachen, denn das lockt sie an.
- Nahrung vor allem im Freien gut abdecken und so schnell wie möglich wieder abräumen. Getränke sollten mit Strohhalm konsumiert werden. Ideal sind Gläser und Trinkbecher, die einen Schraubdeckel haben, durch den der Strohhalm eingeführt wird.
- Falls es Obstbäume im eigenen Garten gibt, sollten Früchte geerntet werden, sobald sie reif sind. Herabgefallenes Obst wird am besten sofort abgeräumt. Dazu eignen sich regnerische Tage, denn dann sind nur wenige Wespen unterwegs. Auch die Abendstunden sind ein guter Zeitpunkt, denn Wespen sind tagaktiv.
- Kinder und Haustiere im Freien beobachten. Kindern sollte man den Umgang mit Wespen frühzeitig erklären.
- Nicht barfuß über den Rasen laufen. Das gilt besonders im Spätsommer, wenn viele Wespen bereits erschöpft sind und im Gras sitzen.
- Ruhe bewahren, nicht schlagen, wedeln oder Pusten. All das macht die Tiere aggressiv, weil sie sich bedroht fühlen.
- Unbeliebte Düfte sind ätherische Öle von Nelken, Lavendel, Zitrus oder Eukalyptus. Man kann zum Beispiel ausprobieren, ob eine mit Nelken gespickte Zitrone die schwarz-gelben Besucher von der Kaffeetafel fern hält.
- Abstand zu vorhandenen Nestern halten, denn in der Nähe ihrer Brutstätte sind Wespen aggressiver. Auch sollte man die regelmäßig genutzten Flugschneisen nicht verstellen. Erschütterungen, starke Gerüche und Lärm in der Nähe des Nestes sollte man ebenfalls vermeiden. Es wird daher empfohlen, mit dem Rasenmäher nicht in die Nähe des Nestes zu kommen.
- Im Herbst sterben die bei uns heimischen Wespenvölker langsam ab, spätestens jedoch bei den ersten Frösten. Die Königinnen suchen sich einen Ort zum Überwintern. Da das Nest nicht mehrfach verwendet wird, kann man es im Winter entfernen.

Was tun bei einem Wespenstich?
Wenn es trotz aller Vorsicht doch einmal passiert, muss man sich in der Regel keine großen Sorgen machen.
Bei gesunden Menschen sind keine schlimmen Komplikationen zu erwarten.
Anfangs ist ein ziehender Schmerz normal. Die Stelle rund um den Einstich herum ist druckempfindlich, kann anschwellen und sich röten, aber nach etwa zwei Tagen sollte alles wieder abklingen.
Am besten kühlt man die Stelle sofort nach dem Stich, zum Beispiel mit Cool-Packs aus dem Eisschrank. Man sollte sie aber vorher mi einem Tuch umwickeln, sonst reizt die extreme Kälte die Haut noch weiter. Es gibt auch Kühlstifte für Insektenstiche in Apotheken.
Hydrocortisonhaltige Salben oder Gels oder Antihistaminika können die Symptome lindern. Schmerzmittel können eventuell auftretende Schmerzen bekämpfen. Auch gibt es spezielle thermische Stifte, die die Stichstelle kurz stark erwärmen und so der Verbreitung des Insektengiftes und der Ausschüttung von Histamin entgegenwirken sollen.
Am besten lässt man sich dazu in der Apotheke beraten.
Anders sieht es bei Wespengift-Allergikern aus. Sie können sehr viel stärkere Symptome bis hin zur Ohnmacht oder zum allergischen Schock erleiden. Hinweise können Schwindel, Ohnmacht und Übelkeit sein. Hier ist dringend und schnellstmöglich ärztliche Hilfe zu suchen.
Wespen-Allergiker, die bereits von ihrer Allergie wissen, sollten im Sommer immer ein Notfall-Set bei sich tragen.
Auch bei Stichen in Mund, Rachen oder Nase sollte sofort ein Arzt hinzugezogen werden, da die Schwellungen die Atemwege einengen können.

Wo finde ich Wespenberater?
Wer sich an einen Wespenberater wenden möchte, kann zunächst bei der Stadt nach den entsprechenden Kontakten fragen. Wer auf eigen Faust jemanden suchen möchte, wird auch im Internet schnell fündig.
Vorsicht: Die Verbraucherschutzbehörde warnt vor Abzocken, die Wucherpreise verlangen. Wenn kein allzu großer Aufwand betrieben werden muss, liegt ein angemessener Preis zwischen 80 € und 150 €.
Obwohl Wespen keine Schädlinge sind, lohnt es sich, die Liste seriöser Schädlingsbekämpfer des entsprechenden Berufsverbandes anzuschauen.
Einige der dort aufgelisteten Fachleute und Fachbetriebe sind auch auf den Umgang mit Wespen spezialisiert. Die Liste ist nach Postleitzahlen sortiert und findet sich hier.
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