Inhaltsverzeichnis
Gesunde Igel ernähren sich in einem intakten Ökosystem sehr vielfältig und proteinreich, beispielsweise in Form von Käfern, Regenwürmern, Ohrwürmern, Hundert- und Tausendfüßlern, Spinnen oder Schnecken.
Es gibt jedoch auch – aufgrund von Nahrungsmangel und zerstörten Naturflächen – immher häufiger Fälle, in denen Igel auf unsere Hilfe angewiesen sind. Dann macht es durchaus Sinn, sie zu füttern.
Was fressen Igel in der Pflege?
Geeignetes Futter für Igel, die sich in menschlicher Pflege befinden oder durch Igelfreunde unterstützt werden, orientiert sich an ihrem natürlichen Nahrungsspektrum. Es muss also eiweißreich und abwechslungsreich sein.
Igel sind Fleischfresser – vegetarische Kost wie Obst und Gemüse ist also nicht für sie geeignet.
Als Basisfutter – aber nicht ausschließlich – eignet sich hochwertiges Katzen-Nassfutter mit einem besonders hohen Fleischanteil (mindestens 60 %) ohne Gelee und ohne Soße, zum Beispiel Paté.
Dabei wird empfohlen, Marke und Sorte hin und wieder zu wechseln, damit das Igelchen sich nicht zu sehr festlegt. Nicht darin enthalten sein sollten pflanzliche Nebenerzeugnisse, pflanzliches Protein, Getreide, Zucker oder Melasse, Konservierungs- oder Farbstoffe und Gelatine.
In Bezug auf die analytischen Bestandteile des Katzenfutters werden 10% Rohprotein, mindestens 5% Rohfett und maximal 78% Feuchtigkeit empfohlen.
Allerdings ist Katzenfutter allein auf Dauer nicht die richtige Nahrung für Igel.
Es sollte ergänzt werden durch frisches Fleisch und Geflügel, frischen Fisch oder Ei – alles gut durchgegart und niemals roh.
Geeignetes Futter als Ergänzung
• Ungewürztes, leicht angebratenes und immer gut durchgegartes Hackfleisch von Rind oder Schwein
• Gekochtes Geflügelfleisch von Huhn oder Pute, gut zerkleinert und eventuell gewolft
• Ungewürztes Ei – hartgekocht und klein geschnitten oder noch besser als Rührei
• Innereien wie Herz oder Leber
• Fisch (gegart – nicht geräuchert)
• Futterinsekten oder Eintagsküken (gibt es auch tiefgekühlt im Zoofachhandel; werden unter anderem auch beim BARFEN von Hund und Katze eingesetzt)
• Zum Anbraten eignet sich Pflanzenöl wie zum Beispiel Sonnenblumenöl.
• Das Futter darf weder heiß noch kalt sein. Zimmertemperatur eignet sich am besten.
Idealerweise stellt man Mischungen her, die zu 50% aus Katzenfutter und zu 50% aus einer oder mehrerer der genannten Komponenten bestehen.
Beispiel für eine 100-Gramm-Mischung:
50 g Katzenfutter, 25 g gekochtes und zerkleinertes Ei und 25 g Rinderhack.
Futterkalk
Um ein ungünstiges Calcium-Phosphor-Verhältnis bei den selbstgekochten Komponenten auszugleichen, wird die Beigabe von Futterkalk ohne weitere Zusatzstoffe empfohlen.
Hier reicht eine halbe Messerspitze für 100 g Selbstgekochtes. Im Katzenfutter selbst sollte das Calcium-Phosphor-Verhältnis bereits optimiert sein, es muss also kein Futterkalk zugefügt werden.
Ballaststoffe
Da pflegebedürftige Igel auf Dauer auch Ballaststoffe benötigen, kann zusätzlich ein wenig Weizenkleie oder Haferflocken untergemischt werden.
Das Ganze sollte aber sehr vorsichtig dosiert werden, um die Verdauung nicht zu überfordern. Man kennt es schließlich von sich selber – ein plötzlicher Umstieg auf ballaststoffreiche Kost kann zu sehr schmerzhaften Verdauungsstörungen führen! Das ist sicherlich das Letzte, was ein ohnehin geschwächter Igel gebrauchen kann!
Ganz wichtig ist grundsätzlich, dass der Pflegling permanent Zugang zu frischem Wasser hat – dies gilt bei der Zugabe von Ballaststoffen umso mehr!
Wie oft und wie viel soll man füttern?
Da die Tiere dämmerungs- und nachtaktiv sind, ist der ideale Zeitpunkt für eine Fütterung abends. Eine einzelne tägliche Fütterung reicht normalerweise aus.
Ist der Igel jedoch geschwächt, sollte er mehrfach gefüttert werden. Je nach Zustand braucht er rund um die Uhr Zugang zu seinem Futter.
Dabei muss sichergestellt werden, dass es nicht verdirbt. Einfach morgens eine Schale mit Futter hinzustellen und sie stehenzulassen, bis sie leer ist, ist also keine gute Idee. Der Futternapf ist außerdem vor dem erneuten Auffüllen gründlich zu reinigen und auch die Wasserschale muss sauber gehalten werden.
Die richtige Futtermenge
Gesunde, erwachsene Igel wiegen durchschnittlich 1000 Gramm, Jungigel ca. 750 Gramm. Das sollte auch in der Pflege das Zielgewicht sein. Übergewicht ist dabei zu vermeiden.
Unterernährte Tiere sollen pro Tag ca. 10 bis 15 Gramm zunehmen. Um das sicherzustellen, ist tägliches Wiegen wichtig. In den ersten Tagen kann es augenscheinlich auch mehr sein, weil der ausgezehrte und oft auch ausgetrocknete Körper Flüssigkeit speichert und der leere Darm sich füllt.
Die benötigte Nahrungsmenge variiert also je nach Energiedichte des Futters und nach Größe und Gewicht des Tieres. Manche vertragen 100 bis 150 Gramm am Tag, andere sogar 200 Gramm.
Wichtig ist, ein geschwächtes Tier am ersten Tag langsam und behutsam und mit reduzierter Menge anzufüttern. Lässt man einen solchen Igel einfach ungebremst fressen, kann das den Kreislauf überfordern – bis hin zum Kollaps.
Achtung
Ungeeignetes Igelfutter
Auch wenn es im ersten Moment sinnvoll erscheinen mag, sollten Schnecken und Regenwürmer nicht verfüttert werden. Zwar fressen die stacheligen Gesellen beides, aber sie sind oft mit inneren Parasiten befallen, die einem kranken oder geschwächten Igel gefährlich werden können.
Insbesondere Schnecken sind davon oft betroffen. In der Natur machen sie ohnehin nur 10% der natürlichen Igelnahrung aus. Sie sind den putzigen Gartenbewohnern einfach zu schleimig.
Milch und sämtliche Milcherzeugnisse wie Quark, Joghurt oder Käse sind ebenfalls ungeeignet. Igel sind laktoseintolerant! Auch Käse, der kaum Laktose enthält, eignet sich nicht – er ist zu salzig.
Generell ungeeignet sind Speisereste, Gemüse, Obst, Nüsse, Trockenfrüchte wie Rosinen, Süßes, Rohes und Gewürztes.
Sehr reifes Obst kann manchmal verlockend sein für Igel, denn wie viele Säugetiere mögen sie süßen Geschmack durchaus. Aber ihr Verdauungssystem ist nicht darauf ausgerichtet. Ein kleines Stück Obst als Leckerli schadet aber sicherlich nicht gleich. Wir naschen ja auch zwischendurch mal ein Stück Schokolade.
Fertiges Igelfutter aus dem Handel?
Insbesondere das im Handel erhältliche Igeltrockenfutter ist oftmals nicht auf Dauer geeignet, da es zu viele Kohlenhydrate enthält. Außerdem sind wild lebende Igel nicht an trockene Nahrung gewöhnt und trinken daher gewohnheitsmäßig deutlich zu wenig für ein derartiges Futter. Man kann es aber in geringen Mengen zu dem oben genannten, geeigneten Futter zugeben.
Fertiges Igelnassfutter ist häufig fast identisch mit Katzennassfutter, aber deutlich teurer. Daher empfehlen die meisten Igelnothilfen Katzennassfutter.
Viele Igel brauchen menschliche Hilfe
In welchen Fällen sollte man einen Igel füttern?
Früher wurde grundsätzlich empfohlen, Igel nur im Herbst zu füttern, wenn sie nicht genug Winterspeck angesammelt hatten, oder im Frühjahr, wenn man geschwächte Igel fand.
Dies hatte insbesondere folgende Gründe:
Wenn im Herbst die Nahrung knapp wird, ist das für Igel ein Zeichen, dass es Zeit für den Winterschlaf ist. Das ist ein natürlicher Rhythmus, der gestört werden könnte, wenn die Tiere ohne Notwendigkeit gefüttert werden. Denn da die Nahrung nicht knapp wird, gehen sie nicht in den Winterschlaf, was sehr gefährlich für sie werden kann.
Darüber hinaus müssen Jungigel lernen, aktiv auf Futtersuche zu gehen, wenn sie langfristig überlebensfähig sein sollen. Werden sie gefüttert, greifen sie lieber am Buffet zu und können im schlimmsten Fall dann nicht mehr für sich selber sorgen.
Außerdem ist kein noch so gutes Igelfutter ein wirklicher Ersatz für das Futter, das sie in der Natur erbeuten.
Angesichts der heutigen Umweltbedingungen und der zunehmenden Knappheit an natürlicher Nahrung für Igel gibt es aber eine Debatte über die geeignete Fütterungspraxis für freilaufende Igel im Garten. Einige Stimmen raten – ähnlich wie bei Vögeln – zu einer ganzjährigen Fütterung.
Denn die zunehmende Urbanisierung und der Einsatz von Pestiziden hat dazu geführt, dass Igel immer weniger natürliche Nahrungsquellen finden.
Igelstationen quellen über vor unterernährten Tieren, auch mitten im Sommer.
Durch die Bereitstellung von Futter im Garten können wir den Igeln helfen, ihre Energieaufnahme zu sichern – was jedoch evtl. die oben genannten, ebenfalls für Igel negative Folgen haben kann.
Die beste Lösung für die Unterstützung von Igeln besteht immernoch darin, einen naturnahen Garten zu schaffen, der ausreichend natürliche Futterquellen bietet.
Ein solcher Garten sollte verschiedene Elemente aufweisen, die den Igeln helfen, sich dort anzusiedeln und Nahrung zu finden. Dazu gehören:
- Hecken und Büsche: Diese bieten Unterschlupf, Schutz vor Fressfeinden und ziehen Insekten an, die eine wichtige Nahrungsquellen für Igel sind.
- Laubhaufen und Reisighaufen: Diese dienen als Verstecke und bieten Igeln einen geeigneten Platz für den Winterschlaf. Auch sie ziehen Insekten an.
- Ungepflegte Ecken und naturnahe Flächen: Durch das Beibehalten von wilden, ungestörten Bereichen im Garten können sich verschiedene Insekten und andere Kleintiere ansiedeln, die den Igeln als Nahrung dienen.
- Wasserstellen: Eine flache Schale mit frischem Wasser (täglich wechseln und Schüsseln reinigen!) sollte immer bereitgestellt werden, da Igel regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser benötigen.
Indem man einen solchen naturnahen Garten gestaltet, schafft man ideale Bedingungen für Igel, um sich anzusiedeln und natürliche Nahrungsquellen zu finden. Dies verringert die Abhängigkeit von künstlicher Fütterung und fördert das natürliche Verhalten der Igel.
Es dauert allerdings eine Weile, bis eine Umgestaltung des Gartens ausreichend Nahrung für Igel bietet.
In diesem Zusamenhang wichtig: Bitte unbedingt auf den Einsatz von Mährobotern und Rasentrimmern verzichten! Diese können Igel schwer verletzen! Viele überleben diese Verletzungen nicht. Auch davon können Igelstationen leider ein Lied singen!
Wann auf JEDEN FALL füttern?
Es gibt Situationen, in denen MÜSSEN Igel so schnell wie möglich unterstützt werden. Man sollte in diesen Fällen nicht zögern!
Fütterung nach dem Winterschlaf
Im Frühling, wenn der Igel aus seinem Winterschlaf erwacht, findet er manchmal noch nicht ausreichend Nahrung. Das kann der Fall sein, wenn auf Grund kalter Temperaturen oder gar Bodenfrösten noch nicht genug Insekten, Würmer oder Schnecken unterwegs sind.
In dieser Situation schadet es nicht, solange zu füttern, bis das natürliche Igelbuffet im Garten reich genug gedeckt ist. Das ist in naturnahen Gärten am ehesten der Fall. In einem streng aufgeräumten Garten finden Igel selbst im Sommer oft nicht genug Nahrung.
Fütterung im Herbst
Manche junge Igel haben im Herbst, kurz vor der kalten Jahreszeit, noch nicht das nötige Gewicht für eine Überwinterung.
So müssen Jungigel mindestens 500 Gramm, besser 600 bis 650 Gramm auf die Waage bringen, erwachsene Igel dagegen 1000 bis 1500 Gramm.
Viele spät geborene Jungigel sind ab Anfang Oktober gezwungen, auch tagsüber auf Nahrungssuche zu gehen, weil sie sonst in der Kürze der Zeit nicht mehr genug Gewicht aufbauen können. Man kann und soll diesen Igeln helfen, indem man ihnen nahrhaftes Futter und Wasser zur Verfügung stellt.
Alle Tiere, die Mitte November zu wenig wiegen, müssen gefüttert werden. Meist handelt es sich wie erwähnt um Jungigel, aber auch um Muttertiere, die durch Geburt und Aufzucht der Jungen viel Energie verloren haben.
Im früheren Herbst, wenn noch ausreichend Zeit bis zum Winterschlaf bleibt, können Igel im Garten gefüttert werden, sofern sie ansonsten gesund sind.
Je nach Zustand des Tieres oder wenn der Herbst bereits weit fortgeschritten ist, wird auch trotz Fütterung das benötigte Gewicht nicht mehr rechtzeitig erreicht, so dass sie von draußen in menschliche Obhut genommen werden müssen. In solchen Fällen sollte man grundsätzlich eine Igelhilfe zu Rate ziehen, die kompetent beraten und unterstützen kann. PRO Igel hat eine Liste mit einer Auswahl an Igelhilfen und Pflegestellen bveröffentlicht. Der Verein hilft auch darüber hinaus weiter.
Woran erkennt man einen hilfsbedürftigen Igel?
Natürlich lässt sich nicht pauschal sagen, wann ein Igel Hilfe braucht. Dazu muss immer der Einzelfall betrachtet werden.
Es gibt jedoch ein paar Punkte, bei denen man aufmerksam werden sollte:
• Der Igel ist tagaktiv
• Man erkennt eine Einbuchtung hinter dem Kopf
• Das Tier hat eine birnenförmige Statur
• Die Augen sind eingefallen
• Es handelt sich um einen verletzten Igel oder um ein offensichtlich krankes Tier
In solchen Fällen sollte man nicht zögern, sondern helfen.
0 Kommentare