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Der Labrador Retriever hat etwas ganz Besonderes: den Will to Please, den unbedingten Willen, seinem Menschen zu gefallen. Er versucht zu verstehen, was sein Mensch von ihm erwartet und möchte ihn unbedingt zufrieden stellen. Das – zusammen mit seinem fröhlichen Gemüt – macht ihn seit einigen Jahren zur beliebtesten Hunderasse überhaupt.
Steckbrief des Labrador Retrievers
Persönlichkeit und Wesen des Labrador Retrievers
Die wunderbaren Tiere haben ein regelrecht sonniges Gemüt. Sie sind menschenfreundlich, leicht zu führen und haben keinerlei unangebrachte Scheuheit oder Aggressivität, was sie nicht gerade zu guten Wachhunden macht.
Dafür sind sie jedoch richtig gute Kumpel, die Freude daran haben, mit ihren Menschen zusammen zu sein und etwas mit ihnen zu unternehmen.
Besonders Welpen sind sehr erfindungsreich und stets zu Schandtaten aufgelegt. Sie gestalten gerne eigenständig den Garten um und nagen alles an, was sie erreichen können. Dabei sind sie auch ungewöhnlichen Snacks nicht abgeneigt und probieren alles, was sie finden – leider auch Ungenießbares. Sie sind voller ungebremster, positiver Energie. Erwachsen sind sie erst mit etwa zwei bis drei Jahren, aber auch dann geht es zwischendurch noch immer mit ihnen durch. Sie sind eben echte Energiebündel.
Dabei sollte man sich von dem fröhlichen Wirbelwind nicht täuschen lassen, denn ursprünglich gezüchtet wurde der Labrador Retriever als Arbeitshund, der die Menschen auf der Jagd und beim Fischen half. Das erklärt auch seine große Geduld – oft musste er mit seinem Halter still auf den richtigen Moment warten.
Sein bereits erwähnter Will to Please – den er übrigens mit dem Golden Retriever gemeinsam hat – machte und macht ihn noch immer zu einem perfekten, zuverlässigen und engagierten Team-Partner.
Daher wird er auch als Blindenführhund oder als Assistenzhund eingesetzt. Das zeigt deutlich, dass der Labrador Retriever sehr intelligent ist und auf diese Intelligenz müssen seine Halter unbedingt eingehen.
Der Labrador liebt das Wasser
Haltung und Pflege des Labrador Retrievers
Der aufgeweckte Hund muss nicht nur körperlich, sondern auch mental gefordert werden, sonst leidet er.
Bei der Jagd, die ihm rassetypisch im Blut liegt, geht es für ihn meist um das sogenannte Arbeiten nach dem Schuss, er apportiert also das geschossene Wild. Nun möchte nicht jeder auf die Jagd gehen, nur um seinen Hund artgerecht zufrieden zu stellen. In diesem Fall bietet sich die Dummy-Arbeit an, bei der eine Attrappe das Wild ersetzt.
Diese Attrappen gibt es in verschiedenen Ausführungen – oft sind es mit einem speziellen Füllstoff versehene Beutel aus Canvas oder Leinen, die möglichst unverwüstlich sein müssen und im Idealfall schwimmen, ohne unterzugehen. Denn der Labrador Retriever liebt das Wasser!
Bei der Dummy-Arbeit kann der Hund geistig optimal gefordert werden, denn er muss schließlich die Fährte aufnehmen.
In einer anderen Variante merkt sich das Tier die Flugbahn des Dummies, wenn sein Mensch ihn wirft, und muss ihn anhand dieser Bahn suchen. Oder sein Halter oder seiner Halterin dirigiert das Tier mit Kommandos zu dem Dummy, der vorher versteckt wurde.
Der Labrador ist bei allem Arbeitswillen aber auch ein liebevoller Familienhund und seine Erziehung ist relativ unproblematisch, obwohl man vor allem bei den stürmischen Welpen durchaus konsequent sein muss.
Bei der Pflege ist er unproblematisch. Zwar haart er das ganze Jahr über, dafür jedoch nicht sehr stark. Wöchentliches Bürsten genügt in der Regel. Ohren und Krallen sollten zwischendurch begutachtet werden. Selbstverständlich ist der regelmäßige Gang zum Tierarzt Pflicht – Gesundheitskontrolle, Impfungen und Wurmkuren gehören bei jedem Hund dazu.
Gesundheit und rassetypische Erkrankungen
Wie alle großen und schweren Hunde (z.B. der Deutsche Schäferhund)neigt auch der Labbi zur Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED). Betroffene Tiere ab einem bestimmten Schweregrad dürfen deshalb nicht zur Zucht verwendet werden.
Auch Augenkrankheiten kommen vor: Die Progressive Retinaatrophie (PRA), der erbliche Katarakt (HC; grauer Star) und die Retinadysplasie (RD), was zu völliger Blindheit führen kann.
Epilepsie kommt ebenfalls – häufiger bei Rüden als bei Hündinnen – vor.
Rassetypisch ist auch die Labrador-Myopathie, eine Muskelerkrankung, die zu verschiedenen Symptomen wie schnelle Ermüdung bei Belastung oder Muskel-Atrophie führt. Diese Erkrankung tritt bereits im Welpenalter auf, verläuft progressiv und stabilisiert sich in einem Alter von etwa einem Jahr.
Zwei weitere schwere Erkrankungen sind die Fibrinoide Leukodystrophie, bei der es zu Lähmungen und Bewegungsstörungen kommt sowie die Axonopathie, die mit Hinterhandschwäche, übersteigerten Bewegungen und einer Neigung zum Umfallen einhergeht.
Auch eine angeborene Fehlentwicklung der Harnleiter ist rassetypisch für den Labrador.
Die Lebenserwartung ist dennoch gut und für mittelgroße Hunde sogar überdurchschnittlich. 75% der Tiere werden älter als 10 Jahre.
Aussehen und Merkmale
Es handelt sich um eine kräftig gebaute Rasse mit breitem Kopf, weichem Maul und deutlichem Stopp, also Übergang von Nasenwurzel zum Schädel. Rüden werden etwa 56 bis 57 Zentimeter groß, Hündinnen 54 bis 56 Zentimeter.
Seine Brust ist breit und tief und auch in der Lende und in der Hinterhand ist er breit und stark.
Sein dichtes Fell gibt es in Schwarz, Gelb und Braun (auch leberfarben genannt). Gelb reicht dabei von Hellcreme bis hin zu fuchsrot. Ein kleiner, weißer Brustfleck ist jeweils erlaubt.
Das Fell ist kurz, nicht gewellt und eher hart im Griff. Außerdem ist es wasserabweisend.
Ein besonders typisches Merkmal des Labbis ist die dicht mit dickem, kurzem Fell bedeckte Rute, die breit am Ansatz ist und sich bis zur Spitze hin verjüngt. Die Rute wirkt rund und wird aufgrund ihrer Erscheinung als Otterrute beschrieben. Angeblich gibt es deswegen eine nordische Legende, nach der der Labrador eine Kreuzung aus Jagdhund und Fischotter sei.
Seine Augen sind braun oder haselnussfarben und strahlen Intelligenz und Freundlichkeit aus.
Geschichte und Zucht
Im Vergleich mit anderen Rassen handelt es sich beim Labrador Retriever um eine relativ junge Rasse. Der erste Rasseclub wurde 1916 gegründet, der Goldene Retriever Club im Jahr 1925. Die Vorfahren des Labradors stammen von der kanadischen Ostküste. Namensgeber ist die Labrador-Halbinsel, seine genaue Herkunft ist jedoch nicht ganz klar und es existieren verschiedene Geschichten dazu.
Vor etwas 500 Jahren segelten Fischer von Devon nach Neufundland, um bei St. John`s vor der Halbinsel Avalon auf Fischfang zu gehen. Sie hatten äußerst schwimmbegeisterte Hunde an Bord, die die Schiffstaue aus dem kalten Wasser apportierten.
Diese Fischer siedelten im 16. Jahrhundert an der Küste Neufundlands. Sie betrieben nun auch die Federwildjagd, wozu sie wiederum vierbeinige Helfer brauchten.
Zur Zucht setzen sie dieselben Hunde ein, da sie herausragende Apportierfähigkeiten besaßen. So erblickte der St. John`s Hund das Licht der Welt. Er gilt als gemeinsamer Stammvater aller Retriever.
Dieser Typ Hund war kleiner als der Neufundländer und wurde fortan sowohl für die Jagd als auch zum Fischen eingesetzt. Die richtige Zucht des Labradors begann Anfang des 19. Jahrhunderts in England, wobei er um 1870 beinahe ausgestorben wäre.
Die heute lebenden Tiere gehen wahrscheinlich alle auf lediglich drei Zuchtlinien englischer bzw. schottischer Adelsfamilien zurück.
Ab 1870 wurde der Name Labrador mit dem Zusatz Retriever versehen, wobei sich diese Ergänzung auf die Fähigkeiten beim Apportieren bezieht. 1903 wurde der Labrador Retriever als eigenständige Rasse vom britischen Kennel Club anerkannt und erfreute sich schon bald darauf stetig wachsender Beliebtheit.
Alle Hunde der Rasse waren zunächst schwarz. Gelb wurde als Fehlzüchtung betrachtet und erst Ende des 19. Jahrhunderts anerkannt, die Farbe Braun sogar erst 1964.
Heute gibt es wie bei vielen Rassen, die aus Arbeitshunden entstanden sind, eine Showlinie und eine Arbeitslinie, auch Field-Trial-Linie genannt. Die Showlinie ist kompakter und stämmiger und für gutes Abschneiden auf Ausstellungen optimiert. Die Arbeitslinie hingegen ist leichter und wendiger und auf Leistung optimiert.
Beide Linien entwickeln sich leider oft hin zu Extremen, weswegen einige moderate Züchter versuchen, die Mitte zu treffen mit sogenannten Dual-Purpose-Tieren. Sie sollen sowohl beweglich und leistungsfähig sein wie es sich für einen ursprünglichen Arbeitshund gehört, aber auch auf Shows Chancen auf Preise haben.
Anschaffung und Kosten
Es wird nicht schwierig sein, einen seriösen Züchter zu finden, denn der Labrador Retriever gehört zu den beliebtesten Hunden überhaupt.
Von günstigen Sonderangeboten auf Online-Portalen oder in Kleinanzeigen sollte man Abstand nehmen.
Oft handelt es sich um reine Vermehrer, denen das Tierwohl in keiner weise am Herzen liegt. Die Tiere sind häufig krank, nicht geimpft und nicht tierärztlich untersucht. Die Zuchthündinnen werden wie Wurfmaschinen immer wieder belegt, um möglichst viel Profit zu machen.
Gute und registrierte Züchter findet man zum Beispiel über den VDH.
Ein gesunder Welpe aus seriöser Zucht kostet durchschnittlich zwischen 1000 und 1500 €. Hinzu kommen monatlich Kosten für Verpflegung, Zubehör, Tierarzt, Hundesteuer und Versicherung, was sich im Durchschnitt nochmal auf ca. 150 € summiert.
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