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Die bezaubernde, blau-graue Chartreux-Katze hat viele Namen.
Einige werden sie eher als Kartäuser Katze kennen. Aber auch als Malteser oder Britisch Kurzhaar wird sie (fälschlicherweise) bezeichnet.
Spätestens wenn man sie Sheba-Katze nennt, klingelt es bei den meisten. Dabei ist das alles nur die halbe Wahrheit und sehr verwirrend obendrein. Was steckt dahinter?
Geschichte der Rasse Chartreux
Begriff Kartäuser
Der Ursprung des Namens „Kartäuser“ oder „Chartreux“ ist bis heute nicht sicher geklärt. Widerlegt ist die Behauptung, die Tiere seien ursprünglich von Kartäuser-Mönchen gezüchtet worden. Vermutlich geht der Name eher auf die Ähnlichkeit der Fellfarbe mit den blaugrauen Mönchskutten zurück oder auf die in der Farbe ähnlichen Wollsorte Pile des Chartreux.
Steckbrief der Chartreux
Entwicklung der Rasse
Im Jahr 1869 wurde die Kartäuserkatze allgemein als langhaarige, blau-graue oder schiefergraue Katze beschrieben. In Frankreich nannte man sie Chartreux und in einigen anderen Ländern wie Italien oder Spanien Malteserkatze.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Rassekatzenvereine gegründet. Sie fassten alle langhaarigen Katzen wie Angora oder Kartäuser in der neuen Rasse „Perserkatzen“ zusammen, da man davon ausging, dass alle langhaarigen Katzen ihre Herkunft in Vorderasien haben. Der Begriff Kartäuser bzw. Chartreux blieb als Bezeichnung für blaue Katzen, aber es handelte sich nicht mehr um eine eigenständige Rasse.
Die Tiere mit dem schönen Farbschlag hatten aber zwischenzeitlich ausreichend Möglichkeiten gehabt, sich mit kurzhaarigen Katzen zu paaren. Bei der Verpaarung einer Katze vom Langhaartyp mit einer Katze vom Kurzhaartyp dominiert in der Vererbung das Kurzhaar-Gen. Mit der Zeit verbreiteten sich daher immer mehr blau graue, kurzhaarige Katzen, z.B. in Frankreich in der Bretagne.
Das dichte Fell der grauen Katzen mit dem blauen Schimmer war leider bei Kürschnern zur Pelzherstellung sehr beliebt.
Die richtige Zucht begann 1925. Die Katzen wurden von den Geschwistern Léger auf der Insel Belle-Île, der größten unter den bretonischen Inseln, gezielt auf ihre Eigenschaften hin gezüchtet.
Nach den Weltkriegen befanden sich die Züchter von Rassekatzen allerdings in einer schwierigen Situation. Viele Rassen verfügten nur noch über wenige Exemplare, darunter die Britisch Kurzhaar (BKH) und die Chartreux (CHA).
Daher behalf man sich, in dem man verschiedene Rassen miteinander kreuzte. So wurden Perserkatzen in die BKH eingekreuzt, was sie massiver und kompakter werden ließ.
Auch Chartreux Katzen und Britisch Kurzhaar Katzen wurden miteinander verpaart. Dadurch wurden sich beide Rassen immer ähnlicher, so dass ab 1970 die blaue Variante der BKH und die Chartreux als eine Rasse zusammengefasst wurden.
Da es jedoch einigen Züchtern gelungen war, auch reinrassige Chartreuxkatzen zu erhalten, wurde diese Zusammenfassung 1977 wieder rückgängig gemacht. Die Katzenrasse Chartreux wurde offiziell anerkannt.
Aussehen der Chartreux
Durch die zeitweise andauernde Zusammenfassung der BKH und der Chartreuxkatze werden noch heute beide Rassen häufig verwechselt. Dabei unterscheiden sie sich deutlich voneinander.
Körperbau
Im Gegensatz zur blauen Britin ist die blaue Französin schlanker und weniger kompakt. Sie wirkt eleganter und langbeiniger.
Dabei ist sie durchaus muskulös, so dass sie oft schwerer ist, als sie aussieht. Kater wiegen ca. 6,5 bis 7 kg, Kätzinnen ca. 5 kg. Ihr Kopf ist dreieckig, ihre Ohren sind aufrecht, ihr Schwanz ist mittellang und schlank. An der BKH hingegen wirkt alles rund.
Fell
Auch im Fell unterscheiden sie sich. Beide besitzen zwar dichtes, wolliges Fell mit gut ausgeprägter Unterwolle. Jedoch wirkt die CHA weniger plüschig und aufgeplustert als die BKH. Ihr Fell ist glatter im Griff.
Es gibt sie ausschließlich mit der Fellfarbe Blau. Dieses Blau entsteht bei allen blauen Katzen durch ein Diluter (Verdünner) genanntes Gen, das das schwarze Pigment Eumelanin zu blau „verdünnt“.
Auch bei den Farbschlägen anderer Rassen schwächt es die Grundfarbe ab. So wird oranges/rotes Fell zu Creme und Chocolate (Braun) wird zu Lilac.
Augen
Die Augen der Chartreuxkatze wirken mandelförmig und nicht zu rund und variieren zwischen Bernstein und Kupfer und dürfen keine Spur von grün enthalten.
Eine Besonderheit ist, dass die Augenfarbe ein und derselben Katze bedingt durch Hormone, Tagesform oder Lichteinfall variieren kann.
Sheba-Katze
Züchter und Liebhaber schwärmen von dem edlen, außergewöhnlichen Aussehen der Rasse. Ihre Schönheit macht sie natürlich auch interessant für die Werbeindustrie. So durfte sie bereits für das Katzenfutter Sheba Werbung machen.
Dass neben der Chartreux aber auch bereits die Rassen Britisch Kurzhaar und Russisch Blau als Sheba-Modell eingesetzt wurden, hat sicher dazu beigetragen, dass die Rassen immer noch häufig verwechselt werden.
Charakter: Die sanfte Chartreux-Katze
Die Chartreuxkatze hat nicht nur ein attraktives Äußeres zu bieten. Sie ist auch intelligent, liebt es, wenn alles harmonisch zugeht und ist sehr menschenbezogen.
Sie ist sanft, ruhig und alles andere als eine Kratzbürste. Sie ist auf ihre Menschen fixiert und folgt ihnen wie ein Hund. Sogar das Apportieren lässt sie sich beibringen. Daher wird sie in Frankreich auch als Hunds-Katze bezeichnet.
Im Gegensatz zur British Kurzhaar, die oft ein wenig grimmig dreinschaut, verleiht die Gesichtsform der CHA das sogenannte, typische „Kartäuser-Lächeln“. Das passt zu ihrem freundlichen, unkomplizierten Wesen. Sie mag zwar ein aristokratisches Äußeres haben, hat sich aber im Inneren wohl die Ursprünglichkeit ihrer wilden Ahnen bewahrt.
Gesundheit und Krankheiten
Die Chartreux ist dank ihrer Robustheit nicht besonders anfällig. Ein Problem kann – wie bei allen Rassekatzen – Inzucht sein, die zu Erbkrankheiten und Krankheitsanfälligkeit führen kann. Hier kommt es auf das Wissen und verantwortungsvolle Handeln eines seriösen Züchters an.
Neonatale Isoerythrolyse
Eine Komplikation, die bei allen Katzen – besonders häufig jedoch bei der Chartreuxkatze – nach der Geburt auftreten kann, ist die Feline Neonatale Isoerythrolyse (FNI). Hierbei kommt es kurz nach der Geburt zu einer Blutgruppeninkompatibilität zwischen Kitten und Mutter. Das ist dann der Fall, wenn die Mutter die Blutgruppe B hat und die Kitten alle oder teilweise Blutgruppe A.
Die Mutter mit Blutgruppe B verfügt über Antikörper gegen das Blutgruppe-A-Antigen, welches sie nach der Geburt über die Erstmilch an die Welpen weitergibt.
Die Kätzchen mit Blutgruppe A nehmen somit leider Antikörper gegen ihre eigene Blutgruppe auf.
Dadurch scheiden sie innerhalb von Stunden den roten Blutfarbstoff Hämoglobin über den Urin aus und es kommt zu einer Blutarmut, die zu schwerwiegenden Erkrankungen führt und in den meisten Fällen – teilweise noch am ersten Tag – tödlich endet.
44% der Chartreux haben Blutgruppe B. Damit ist sie leider Spitzenreiter, was die Gefährdung durch FNI betrifft.
Gefolgt wird sie von der Devon Rex mit ca. 43 % und der Britisch Kurzhaar mit ca. 40 %. Bei der europäischen Hauskatze kommt diese Blutgruppe dagegen nur bei ca. 9% vor, bei bestimmten anderen Rassen überhaupt nicht.
Eine Behandlung ist schwierig und nur selten möglich. Umso wichtiger ist es, FNI vorzubeugen. Ein seriöser Züchter wird nur Katzen und Kater miteinander verpaaren, deren Blutgruppen nicht zu FNI beim Nachwuchs führt.
An diesem Beispiel wird deutlich, wie verantwortungslos und gefährlich es sein kann, wenn unerfahrene Laien auf eigene Faust Katzen vermehren.
Haltung
Die Chartreux ist nicht sehr pflegeintensiv – ihr Fell neigt weder zu Knoten noch zum Verfilzen. Gegen das regelmäßige Bürsten ist dennoch nichts einzuwenden, denn es stärkt die Bindung und gewöhnt das Tier an eine routinemäßige Handhabung. Das kann ein Vorteil sein, wenn eine medizinische Versorgung notwendig wird.
Durch ihre ruhige uns ausgeglichene Art kann man sie – natürlich je nach individuellem Charakter – auch als reine Wohnungskatze halten. Dabei ist sie für den Zugang zu einem abgesicherten Balkon dennoch dankbar. Freigang im Garten nimmt sie allerdings auch gerne an.
Ob man sie als Einzelkatze halten kann, hängt ebenfalls von ihrer individuellen Veranlagung ab. Durch ihre ruhige Art kommt sie mit Einzelhaltung unter Umständen besser zurecht als manch temperamentvollere Rasse. Jedoch gilt das nur dann, wenn ihr Mensch sich ausgiebig und regelmäßig mehrfach am Tag um sie kümmert und sie jederzeit ausreichend Spiel- und Versteckmöglichkeiten zur Verfügung hat.
Grundsätzlich jedoch ist ein Spielgefährte immer von Vorteil, gerade wenn die menschlichen Familienmitglieder tagsüber außer Haus sind.
Zucht und Kauf der Chartreux
Es ist sicherlich deutlich geworden, warum man bei der Anschaffung einer Rassekatze unbedingt Wert auf eine seriöse Zucht legen sollte.
Abstand nehmen sollte man von „Sonderangeboten“ in Kleinanzeigen, hinter denen oftmals skrupellose „Vermehrer“ stecken.
Ein guter Züchter achtet darauf, dass es zu keinen Erbkrankheiten kommt und dass die Muttertiere zwischen den Würfen ausreichend Erholungszeit haben. Seine Katzen verfügen über lückenlose Stammbäume, aus denen ersichtlich ist, dass keine Innzucht betrieben wird.
Viele seriöse Züchter sind Mitglied in einem Zuchtverband oder im Interessenverband Chartreux d’Europe. Außerdem lassen sie die Kitten von Anfang an medizinisch betreuen. Das hat seinen Preis – 700 bis 1000 € kann eine echte Chartreux kosten.
Alternativ lohnt natürlich immer der Gang ins Tierheim, wobei man dort eher selten Rassekatzen wie die Chartreuxkatze findet. Aber dafür macht man ein Wesen glücklich, dass es bisher vielleicht nicht so gut angetroffen hat im Leben.
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